Othmar Motter (1927–2010)

Othmar Motter, Detail aus dem Plakat „Winter Olympia Trikot“, 1964

In Relation zu seinen Leistungen hätte sich Othmar Motter eine viel größere Anerkennung verdient. Freilich hat ihn die relativ kleine Welt der Expertinnen und Experten seit jeher seiner Bedeutung gemäß wahrgenommen. Anita Kern widmete dem Vorarlberger Künstler in ihrem Standardwerk „Österreichisches Grafikdesign im 20. Jahrhundert“ ein umfangreiches Kapitel und schrieb darin unter anderem: „Motter ist vermutlich auch der österreichische Grafikdesigner mit der größten internationalen Reputation in Fachkreisen“. Doch außerhalb dieser Fachkreise war man sich leider in Österreich zu wenig der Bedeutung dieser bemerkenswerten kreativen Persönlichkeit bewusst.

Othmar Motter wurde am 3. November 1927 in Hard in Vorarlberg geboren. Als er im Gymnasium nicht wirklich reüssieren konnte, hatte er das Glück, dass der Bruder seines Schuldirektors Professor an der „Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt“ in Wien war und Motters grafische Begabung bald erkannte. Bedingt durch die Kriegswirren konnte Motter erst 1947 mit der „Graphischen“ beginnen. 1951 schloss er seine Ausbildung mit Auszeichnung ab.

Trotz anderer Angebote entschloss er sich für die Selbständigkeit: Gemeinsam mit Sylvester Licka und Hans Kaiser gründete Othmar Motter das „Atelier der Vorarlberger Graphik“, das in der Folge für echte Höhepunkte im Bereich der visuellen Werbung sorgen sollte. Im Rahmen dieser Bürogemeinschaft gelangen ihm viele weithin beachtete Entwürfe für verschiedene Firmen, vor allem für die Vorarlberger Textilindustrie.

Einer der in den Nachrufen auf Motter immer wieder vorkommenden Sätze – allerdings ohne Angaben der Quelle –  ist: „Die Umstellung auf eine Agentur wurde zwar ins Auge gefasst, aber nicht vollzogen, da die Vermittlertätigkeit die Oberhand über die gestalterische Arbeit gewonnen hätte.“ Geschrieben hat dies ursprünglich der Historiker und Kenner der örtlichen Szene Rupert Tiefenthaler in seiner 1995 erschienenen Darstellung „Schaulust. Vorarlbergs Wirtschaft im Plakat 1895 bis 1995“. Die zweite wiederholt aus Tiefenthalers Text entnommene Sentenz lautet: „Motter war der erste österreichische Graphiker, dem es in den siebziger Jahren gelang, seine Typographie international zu platzieren.“ Eine zweifellos zutreffende Bemerkung, denn eine seiner diesbezüglichen Kreationen, „Motter Tektura“, gelangte als damalige Logo-Schrift für die Firmen Apple und Reebok zu Weltruhm.

Am 17. Dezemberg 2010 verstarb Othmar Motter in Hard. Den großen Namen und den Sinn für grafische Designqualität führen die beiden Söhne Peter und Siegmund Motter mit dem Büro „motterdesign“ in Vorarlberg und Wien weiter.

Weitere Informationen:
Kern, Anita: Grafikdesign in Österreich im 20. Jahrhundert, Salzburg 2008 (=Design in Österreich, 2. Bd), S. 203–223.
Tiefenthaler, Rupert: Schaulust. Vorarlbergs Wirtschaft im Plakat 1895 bis 1965, Feldkirch 1995, S. 15.
Motter Design