Fotografie und Werbung

Einer der international interessantesten Verlage für die Bereiche Architektur und Design ist zweifellos das Londoner „Laurence King“-Publishing House. Zu den innovativen Ideen des 1991 gegründeten Unternehmens gehört die Serie „100 Ideas that Changed…“, aus der bisher Bücher der Architektur, der Mode, dem Film, der Kunst und dem Grafikdesign gewidmet waren. Nun kam der von der amerikanischen Kunsthistorikerin Mary Warner Marien verfasste Band „100 Ideas that Changed Photography“ hinzu. Chronologisch werden darin verschiedene Aspekte des Mediums von der Camera Obscura (Idee Nr.1) bis zu den „Geographic Information Systems (GIS)“ (Idee Nr. 100) erörtert.

Ein Kapitel ist unter dem Titel „Pictures that sell“ der Bedeutung der Fotografie in der Werbung gewidmet. Obwohl mit dem Halbtonverfahren die drucktechnischen Voraussetzungen dafür seit dem frühen 20. Jahrhundert vorhanden waren, dauerte es in der Werbung etwas länger, bis sich die Fotografie durchsetzte. Doch bereits um 1930 wurden in 80 Prozent aller Inserate in US-Magazinen Fotos verwendet. Im Laufe der 1930er Jahre begann der Boom auch in Europa, in Österreich erleichterten bildorientierte Zeitschriften, wie die „Wiener Bilder“, das „Wiener Magazin“ oder „Die Bühne“, den Einsatz der Fotografie in der Werbung.

Plakat für Akadama-Portwein, Japan 1922

Auch im Bereich der Plakate begann man mit den neuen technischen Möglichkeiten zu experimentieren. Mary Warner Marien verortet die frühesten diesbezüglichen Versuche interessanterweise in Japan, wo 1922 ein Plakat für Akadama-Portwein erschien. Die Affiche sei – so die Autorin – „often identified as the first photography-based advertising nude“. Angesichts der ganzseitigen Abbildung des Objekts in der vorliegenden Publikation und der auch durch die vorhin erwähnte Bewertung herausgehobenen Position ist es erstaunlich, dass niemand die Urheber des Sujets recherchieren konnte oder wollte. Dies hätte relativ leicht geschehen können, weil die entsprechenden Daten bereits – etwa im Ausstellungskatalog „Women of the Century“ des Suntory Museums – exakt publiziert sind: Der verantwortliche Artdirector hieß Toshiro Kataoka, der Designer Mokuda Inoue, für die Fotografie zeichnete das „Kawaguchi Photo Studio“ verantwortlich und auch der Name des dargestellten Modells ist bekannt: Es ist Emiko Matsushima, eine zu jener Zeit in Japan sehr bekannte Schauspielerin, die hier die Rolle des Celebrity Testimonials übernahm.

Marien, Mary Warner: 100 Ideas that Changed Photography, London 2012.