A Map of the World

Die „Vermessung der Welt“, das Erfassen unseres Ambientes in Form von Verzeichnissen und Plänen, diente von Beginn an einer „Ordnung der Dinge“ im Sinne von Michel Foucault – einer präzisen Verortung von Menschen und Werten. Zweck dieser Maßnahmen des „Maßnehmens“ war eine Absicherung von Macht durch intensivierte Disziplinierungen. Die Kartografie produzierte dazu nötige Hilfsmittel: Seekarten, die kolonialistischen Eroberern, Landkarten, die den Militärs zur besseren Orientierung dienten, Grundkataster, die eine Sicherung von Eigentum aber auch eine genauere fiskalische Erfassung ermöglichten. Zunehmend nüchterner und technoider wurde dabei die Anmutung der Kartenwerke, in ihrer Sachlichkeit verloren sie immer mehr an ästhetischer Qualität.

Angesichts der Präzision von Google Maps und der verschiedensten Navigationssysteme ist da ein interessantes Phänomen in der aktuellen Entwicklung des Grafikdesigns zu beobachten. Immer mehr Illustratorinnen und Illustratoren produzieren handgezeichnete Landkarten und Stadtpläne. Offenbar war im Bereich von Werbung und Illustration das Bedürfnis nach erfrischend ungenauen, aber emotional starken „Maps of the World“ entstanden. Unter diesem Titel – „Maps of the World“ – hat der Berliner gestalten-Verlag nun einen prächtigen Bildband zu dem Thema herausgebracht. In 224 Farbabbildungen wird eindrucksvoll dokumentiert, wie einfallsreich und oft humorvoll zeitgemäßes Kartenmaterial gestaltet sein kann. Dazu der Mitherausgeber dieses etwas anderen Atlanten, Antonis Antoniou: „By documenting these works, their ephemeral temperament is shed to reveal a lasting message with human nature at its core. Ultimately, it’s about storytelling. It’s about re-humanizing the process of understanding our surroundings and through this, ourselves. In all their differences, these maps allow space dreaming.“

Unter den 89 IllustratorInnen beziehungsweise Studios findet sich auch die deutsch-österreichische Designerin Nina Wilsmann mit ihren formidablen Städteposters. Im Buch sind die in ihrem ganz eigenen, originären Stil gestalteten Blätter mit den Plänen von Wien und Wasserburg abgebildet. Die Plakate, die von Nina Wilsmann und dem Namen „Vianina“ vermarktet werden, gehörten gemeinsam mit einem Hamburg- und Berlin-Sujet schon im Jahr 2011 zur prämierten Auswahl der „100 besten Plakate“. Die Arbeiten wurden mittlerweile auch mit Silber beim Joseph Binder Award und durch eine Nominierung zum German Design Award ausgezeichnet. Inzwischen hat Wilsmann die Serie durch ein originelles Blatt zum Thema Paris ergänzt.

A Map of the World according to Illustrators & Storytellers, Berlin 2013.

Weitere Hinweise:
Gestalten – A Map of the World
Vianina