Amerikanische Moderne

Detail des Buchcovers, Entwurf: David Pearson

„To design is much more than simply to assemble, to order or even to edit: it is to add value and meaning, to illuminate, to simplify, to clarify, to dignify, to dramatize, to persuade and perhaps even to amuse. To design is to transform prose into poetry.“ Dieses programmatische Statement von Paul Rand steht am Beginn des Buches „American Modernism. Graphic Design 1920 to 1960“ des New Yorker Professors für Design R. Roger Remington, und es fasst sehr präzise zusammen, was gelungenes Grafikdesign ausmacht.

In dem bereits 2003 publizierten und nun in einer „mini edition“ neu aufgelegten Werk wird die Entwicklung der Moderne in den USA in sehr genauer und spannender Weise dargelegt. Der Autor belegt darin auch eindrucks­voll, wie stark man in den Vereinigten Staaten von der europäischen Moderne beeinflusst war.

Vor 100 Jahren, von 17. Februar bis 15. März 1913, fand mit der New Yorker „International Exhibition of Modern Art“, der sogenannten „Armory Show“, die erste große Ausstellung moderner Kunst mit Werken von Pablo Picasso, Wassily Kandinsky und Marcel Duchamp in den USA statt. Die Präsentation stieß zwar auf teilweise vehemente Ablehnung bei Publikum und Kritik, auf die interessierte Künstlerschaft übte sie jedoch eine nachhaltige Wirkung aus. In der Zwischenkriegszeit informierten sich amerikanische Designer dann auf Reisen nach Europa über aktuelle Trends, einige europäische Avantgardisten siedelten sich in den USA an und übten hier, wie etwa Friedrich Kiesler, eine große Ausstrahlung auf bildende Kunst und Architektur aus. Auch Joseph Binder, der 1936 von Wien nach New York übersiedelt war, hatte als Designer und Lehrer großen Einfluss auf die Entwicklung des Grafikdesigns in den USA, was in dem Buch „American Modernism“ auch eine entsprechende Würdigung findet.

Es gehört zu den bitteren Paradoxa der Geschichte des 20. Jahrhunderts, dass jene von der NS-Diktatur vor allem aus Deutschland und Österreich vertriebenen künstlerischen Strömungen dann nach dem Zweiten Weltkrieg als typisch „amerikanische Moderne“ in Europa rezipiert wurden. In den 1930er und 1940er Jahren sind – so Remington – nicht weniger als 717 bildende Künstler, 380 Architekten und 100 Grafikdesigner in die USA emigriert – ein Verlust für Europa, der nicht mehr gut zu machen war. Eine besondere Bedeutung misst der Autor dabei dem in Oberösterreich geborenen Bauhaus-Künstler Herbert Bayer zu: „Bayer, in the best Bauhaus tradition, was successful in many fields of art and design, and had previously, in Europe, created numerous museum exhibits using new design techniques. In the first years of his residency in the U.S., Bayer designed a series of outstanding exhibition designs for MoMA. Bayer was an important figure in presenting Modernism to America.“

Remington, R. Roger: American Modernism. Graphic Design 1920 to 1960, London 2013.