Hermann Kosel als Buchgestalter. Am Beispiel des Fiba-Verlags Wien–Leipzig

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Hermann Kosel (1896–1983) (Abb. 1)[1] wird in Gedenkausstellungen in der Regel als innovativer Plakat- und Werbekünstler, der unter anderem für Rasierklingen, Lacke, Rasierseife, Humanic Schuhe, Tee und Gummiabsätze Reklamen schuf, wahrgenommen und gewürdigt.[2] Doch eine ganzseitige Annonce der Firma „Kosel Plakate“ am Aspernplatz 1 im 1. Wiener Gemeindebezirk aus der zweiten Hälfte der 1920er Jahre verrät, dass sein Arbeitsgebiet wesentlich breiter war: Plakate, Inserate, Prospekte, Kataloge, Schutzmarken, Packungen, Etiketten, Briefpapiere, Kalender, Bucheinbände, Illustrationen, Diplome, Messestände und Lichtreklame (Abb 2).[3] Veröffentlicht wurde das Inserat in regelmäßiger Folge in der seit November 1927 im Wiener Alexander & Co. Verlag erscheinenden, reich illustrierten und mit vielen Fotos (besonders d’Ora, Manassé, Franz Löwy und Raoul Korty) versehenen Monatszeitschrift Wiener Magazin, die noch bis 1941 am Markt war. Die Werbeeinschaltung in eigener Sache war nicht von ungefähr, denn Kosel war neben Peter Eng (1892–1939), Josef Danilowatz (1877–1945), Rudolf Matouschek (1901–?), Erwin Tintner (1885–1957) u.a. Mitarbeiter der ersten Stunde und bis Februar 1934 mit geringen Unterbrechungen so etwas wie der „Chefzeichner“ dieser Zeitschrift.

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In den ersten zwei Ausgaben sind seine Werke mit „Illustriert von Kosel Gibson“ gezeichnet (Abb. 3)[4], danach, ab Februar 1928, heißt es: „Sämtliche gezeichnete Titel von Kosel“. Diese langjährige Mitarbeit beim Wiener Magazin findet in der Forschungsliteratur keine Erwähnung, aber wer einen ausführlichen Oeuvrekatalog erstellen möchte, findet hier reichlich Material. Für das Wiener Magazin war Kosel auch noch als Werbekünstler unterwegs: regelmäßig – beinahe monatlich – sind seine Reklamen für das Schuhgeschäft B. Reschovsky am Graben in Wien (Abb. 4)[5] und das berühmte Fotostudio Manassé am Kärntnerring erschienen (Abb. 5)[6].

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Kosels Arbeit als Buchgestalter

Dass Kosel Bucheinbände gestaltete, wissen wir nicht nur aus der erwähnten Eigenreklame, doch ist über seine Tätigkeit als Buchgestalter bislang wenig geforscht worden. Er war seit spätestens 1921 mit dem neugegründeten Rikola Verlag[7] des Richard Kola verbunden, denn in diesem Jahr gestaltete er gemeinsam mit Rolf Frey („Kosel-Frey“) den Einband[8] für den Roman Die gelbe Fahne von Leo Fischmann (Rechtsanwalt und Syndikus beim Schutzverband deutscher Schriftsteller in Österreich). Zwei Jahre später gestaltete Kosel gemeinsam mit Frey mehrere in Rot-Schwarz gehaltene (und bis in die Gegenwart in Katalogen immer wieder abgebildete) Reklamen für Rikola.[9] Kosels regelmäßige und umfangreiche Tätigkeit als Buchgestalter für einen anderen Wiener Verlag ist bislang übersehen worden. Es handelt sich um den 1926 in Wien gegründeten Fiba-Verlag, und Kosel zeichnete bis etwa 1937 für die Buchgestaltung von gut 20% der Verlagsproduktion verantwortlich. Daher soll zunächst die Firmengeschichte kurz umrissen werden.

Zur Geschichte des Fiba-Verlags, Wien–Leipzig

Der Fiba-Verlag hat seinen Namen von den ersten beiden Buchstaben der Nachnamen der beiden Gründerinnen, nämlich der Verlagsbuchhändlerin Ida Fischer  (1879, Rudolfswert–7. Jänner 1943, Auschwitz) und der Hof- und Staatsopernsängerin Olga Bauer-Pilecka (14. Februar 1887, Rawa-Ruska, Galizien–2. Juli 1941, Wien). Die Firma, deren erster Wortlaut – weil Fischer eine Buchhandelskonzession besaß – „Fiba-Verlag Ida Fischer & Co., Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung“ war, wurde am 23. September 1926 gegründet und am 4. Februar 1927 in das Wiener Handelsregister eingetragen. Die Partnerschaft der Mitinhaberinnen dauerte allerdings nicht sehr lang, und die beiden gingen Anfang 1928 getrennte Wege.[10] Ab diesem Zeitpunkt nannte sich die Firma „Fiba-Verlag O. Bauer“ und war nunmehr eine Verlags- und Versandbuchhandlung in der Gumpendorferstraße 14 im 6. Wiener Gemeindebezirk. Im selben Jahr (1. September 1928) ging die Hofopernsängerin Olga Bauer in Pension und widmete sich fortan der Leitung des Verlags. Die erste Verlagspublikation erschien 1927 (streng genommen lag das Buch bereits im November 1926 vor[11]), sie stammt vom Gatten der Verlegerin, dem Gynäkologen Bernhard A. Bauer (1882–1951), und heißt Komödiantin – Dirne? Der Künstlerin Leben und Lieben im Lichte der Wahrheit (Einband von Rudolf Geyer, Abb. 6). Es ist anzunehmen, dass das Buch 1926 für eine Veröffentlichung im Rikola-Verlag – wo Bauer das Werk Wie bist du, Weib? 1923 herausgebracht hatte – bereits fertiggestellt war, als Rikola sich aufzulösen begann. Es war dann ein Leichtes, einfach ein neues Titelblatt mit Impressum Fiba-Verlag mitzubinden.

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Die Gesamtproduktion bis 1938 – das Buch Dein Motorrad. In Bild, Frage und Antwort von Oskar Schmilauer erschien im Februar und dürfte die letzte Neuerscheinung gewesen sein – umfasst etwas über 60 Werke und weist kunterbunt mehrere Schwerpunktbereiche auf: Belletristik, Ratgeber und Sachbücher, Reisebücher bzw. -führer, Werke zum Automobil- und Flugwesen, zu Kartenspielen (Bridge) und schließlich ab 1933 verstärkt Bücher (Reiseführer wie auch Sachbücher) über Palästina. In seinen Aufträgen für den Fiba-Verlag war Kosel nicht an eine Sparte gebunden, er gestaltete, wie wir sehen werden, Einbände wie Umschläge für oft kurios anmutende Romane, für Auto- und Motorradhandbücher, für Reisehandbücher und für Werke über Palästina.

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Wie aus der Korrespondenz der 1930er Jahre mit der Korporation der Wiener Buchhändler hervorgeht, war der Verlag zeitweise in einer prekären finanziellen Lage, was zum Teil auf uneinbringliche Forderungen von Bauers Versandbuchhandlung in den Sukzessionsstaaten (Polen und Rumänien) zurückzuführen war, zum Teil darauf, dass manche Verlagswerke sich nicht verkaufen ließen. Trotzdem ließ sich die Verlegerin, was die Buchgestaltung betrifft, nicht lumpen und produzierte sehr viele, in der Herstellung teure, in Leinen, oft mit Goldprägung, gebundene Ausgaben.

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Nach dem „Anschluss“ stand die Frage einer Weiterführung des Verlags in Diskussion, denn die vielen „judenfreundlichen“ Publikationen über Palästina, darunter das Standardwerk über Theodor Herzl von Alex Bein, und die jüdischen Mitarbeiter würden eher gegen ein Weiterbestehen sprechen. Gleichwohl durfte der Verlag – bis auf die Judaica, die durch den Jüdischen Kulturbund vertrieben wurden – Lagerbestände verkaufen. Olga Bauer musste – da sie als „jüdisch versippt“ galt – genauso wie alle Juden im Lande, für die Vermögensverkehrsstelle ein Verzeichnis ihres Vermögens nach dem Stand vom 27. April 1938 erstellen. Nach Abzug der Betriebsschulden blieb, so Bauer, vom Wert der Firma nichts mehr übrig – was zur Ansicht beigetragen haben mag, dass die Firma nicht erhaltungswürdig sei. Wie auch immer: es kam „infolge Kleinbetriebs“ zur Löschung des „Fiba-Verlags O. Bauer“ aus dem Wiener Handelsregister am 30. Dezember 1938.

Sehen wir uns nun die einzelnen Sparten, für die Hermann Kosel Einbände und Umschläge gestaltete, näher an.

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Fiba-Bummel-Bücher (1931–1935) und Fiba-Ramble-Books: „eine neue Art der Reiseführer“

1931 erschien im Fiba-Verlag der erste Band einer ehrgeizigen Reihe von Reisebüchern, die Fiba-Bummel-Bücher genannt wurde. Er stammte vom Wiener Journalisten und Reiseschriftsteller Theodor F. Meisels (1899–1963) und trug den Titel Venedig (Abb. 7). In dem von Hermann Kosel gestalteten Sonderprospekt (Abb. 8) ist davon die Rede, dass es sich um „eine Neuheit auf dem Büchermarkte“ handle, und dass die Werke dieser Reihe nicht nur Reiseführer seien, „sondern unentbehrliche Reisebehelfe“. An diesem Prospekt ist aus grafischer Sicht die Tatsache interessant, dass Kosel ein Lieblingsmotiv einsetzt, nämlich das mehrfach auf Plakaten gebrauchte Motiv einer modernen Limousine, die eine Steigung hinauffährt (Abb. 9).[12] Somit war das Auto für vermögende Touristen als etabliertes Fortbewegungsmittel sichtbar (Abb. 10).

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Der Verlag war sich der mächtigen Konkurrenz auf dem Markt bewusst und ließ Käufer in einer eigenen Anzeige wissen: „Diese neue Art der Reisebücher ergänzt den Baedeker ganz vortrefflich.“ Das war nicht der einzige Bezug zum Baedeker, denn der von Kosel gestaltete Einband in Leinen war ebenfalls (meist) in Rot gehalten – das „Markenzeichen“ Baedekers. Kosel gestaltete nicht nur die Einbände für vier der fünf Bände, die bis 1935 erscheinen konnten, er war ebenfalls für den jeweiligen Schutzumschlag verantwortlich. Gleich beim Erscheinen des Venedig-Bandes wurden im genannten Sonderprospekt „weitere Bände in der Reihe dieser kurzweiligen Reisebücher“ als „in Vorbereitung“ angekündigt. Es waren dies die Bände: Mailand und die oberitalienischen Seen, Die italienische und französische Riviera, Rheinfahrt, Florenz, Rom sowie Die böhmischen Bäder. Gleichzeitig wurde bekanntgegeben, dass sämtliche Bände auch in englischer Sprache erscheinen würden. Allerdings erschien zwar Meisels Venedig unter dem Titel Venice (1931) (Abb. 11) in einer englischen Ausgabe, doch es kamen keine weiteren Bände heraus. Auch in diesem Fall stammte der Einband von Kosel. Die „in Vorbereitung“ befindlichen Bände sind aus nicht bekannten Gründen nicht erschienen. Ebenso unbekannt ist der Grund für die Einstellung der Reihe nach Band 5 im Jahre 1935.[13] 1932 erschien als Band 2 Erich Pistors Griechenland und der nahe Osten (Abb. 12; Abb. 13) mit einem Umschlag und zahlreichen Textillustrationen von Prof. Alfred Keller, und Hugo Herrmanns (1887–1940) Palästina wie es wirklich ist kam 1933 als Band 3 (Abb. 14; Abb. 15; Abb. 16) heraus. Interessant ist hier ein stilistischer Vergleich zwischen Kosels Gestaltung des Palästina-Umschlags (Sonne, Palme und Synagoge) mit dem Grundton Violett mit seiner Reklame für die Fremdenverkehrswerbung in Wien im Jahr 1928. In einem ähnlichen Stil baut er für sein „Kommen Sie nach Wien!“-Plakat montageartig die Sehenswürdigkeiten der Stadt ein (Prinz-Eugen-Denkmal, Karlskirche, Wiener Rathaus, Stephansdom, Gloriette etc.) (Abb. 17).[14]

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Theodor F. Meisels’ Südslavische Adria (Abb. 18; Abb. 19; Abb. 20) erschien 1934 als Band 4 – hier wählte man „Baedeker-Rot“ für den Einband – und schließlich kam Bernhard Paumgartners Salzburg mit 84 Bildern nach Originalfotos von Maximilian Karnitschnigg und einem Stadtplan im Jahr 1935 heraus. Stilistisch erinnert Kosels Umschlag an seine Fremdenverkehrsplakate der frühen 1930er Jahre mit den Sujets Südbahnhotel/Semmering (Abb. 21). Für den Umschlag des Salzburg-Werkes wählte er das Motiv des Residenzbrunnens und des Glockenturms am Residenzplatz.

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Werke über Palästina

Der Band Palästina wie es wirklich ist aus 1933 im Rahmen der Bummel-Bücher war keineswegs der einzige Berührungspunkt Kosels mit dem Judentum bzw. dem Thema Palästina in der Verlagsproduktion, denn ab diesem Jahr begann der Fiba-Verlag verstärkt (und bis 1937) auch ganz unterschiedliche Bücher dazu herauszugeben. Angesichts der Tatsache, dass es in Wien zu dieser Zeit nur zwei namhafte Firmen gab, die „zionistische“ Schriften herausbrachten (R. Löwit Verlag, Heinrich Glanz Verlag), ist der Einsatz des Fiba-Verlags für die Thematik durchaus bemerkenswert. Der Grund für dieses Engagement für Bücher, die nur Wien im Impressum aufwiesen und zu diesem Zeitpunkt kaum nach Deutschland ausgeführt werden konnten, dürfte im Bereich der Familiengeschichte Olga Bauers zu suchen sein. Zu den „Palästina-Publikationen“ zählten u.a. zwei gewichtige Werke über Theodor Herzl[15] und Werke über die jüdische Arbeiterbewegung in Palästina.[16] 1933 wurde Kosel beauftragt, den Einband für das Werk Wir bauen Palästina zu gestalten (Abb. 22; Abb. 23).[17]

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Zu den Fiba-Verlagswerken, die lediglich Wien im Impressum aufwiesen, gehört der 1936 erschienene Roman Die Stadt Israels von einem gewissen Paul Pourtant (ganz offenkundig ein Pseudonym). Wer den Einband gestaltete, wird nicht genannt, aber einige Züge deuten auf Hermann Kosel (Abb. 24).

Schöngeistige Literatur

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 Der Fiba-Verlag engagierte Hermann Kosel auch, um Einbände und/oder Umschläge für belletristische Werke zu gestalten. Darunter finden wir Karl Ziaks Roman Wien. Heldenroman einer Stadt (1931) (Abb. 25), Tristan Vermandois. Das Ende einer großen Liebe (1932) von Georg Kantor (Abb. 26), Vera Mens. Ein Mädel in Wien (1931) von Otto West (Abb. 27), Verirrt in den Zeiten. Roman (1933) von Oswald Levett (Abb. 28; Abb. 29), Streiflichter in’s Dunkel. Probleme des Unterbewußtseins in erzählender Form von R.L. von Wiesenau (1932), Liebe am Kreuz. Eine Geschichte kranker Seelen (1932) von Robert Heinz Brigg (Abb. 30), sowie Die Ehen des Doktor Wank. Roman (1933) von Kurt Sonnenfeld (Abb. 31).

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In den Jahren 1932 und 1935 gab der Fiba-Verlag zwei erfolgreiche Kochbücher von Stephanie Mathias heraus. So stammte der Umschlagentwurf des Werkes Après Souper. 333 Rezepte für kleines Backwerk, Cremes, Eis, Käsespeisen, Kompotte, Jams, Sulzen, eingemachte Früchte, Speisen zum Tee, Drinks (1932) von Hermann Kosel (Abb. 32). Den künstlerischen Buchschmuck besorgte Adalbert Franz Seligmann.

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Automobil-Bücher

Eine Marktlücke dürfte der Fiba-Verlag mit Handbüchern für Auto- und Motorradfahrer entdeckt haben, denn einige Publikationen sind in mehreren Auflagen erschienen.

Bereits 1927 gab der Fiba-Verlag zwei solche Bücher heraus, beide von Othmar Ilming, nämlich Ratgeber für Motorradfahrer. Das Motorrad in Frage und Antwort und Ratgeber für Automobilisten. Das Auto in Frage und Antwort. Der Ratgeber für Automobilisten (1927) war eine Neuerscheinung des Fiba-Verlags, aber eigentlich die 4., verbesserte und erweiterte Auflage eines Werkes, das erstmals 1923 im Verlag der Buchhandlung Beck erschienen war. Im Jahr 1932 erlebte das Buch eine beachtliche neunte, gänzlich umgearbeitete und bedeutend erweiterte Auflage (39.-43. Tsd.), allerdings mit Impressum Ida Fischer Verlag. Nach dieser Auflage wanderte Ilming mit diesem und anderen seiner Bücher zum Verlag Ed. Hölzel ab (wo Ratgeber für Automobilisten neu herauskam). Übrigens hat der ÖAMTC das Buch in überarbeiteter Form nach dem Zweiten Weltkrieg herausgegeben.

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Möglicherweise weil die populären Bücher von Ilming nicht mehr im Programm waren, konnte der Verlag zwei Fachleute für eine ähnliche Publikation gewinnen. So erschien erstmals 1932 Das Auto von A–Z in Bild, Frage und Antwort von Ing. F. Neumann und Ing. G. Tokarski (Abb. 33). Wie aus einer Verlagsanzeige im Mai 1932 ersichtlich ist, übernahm Kosel das Auto-Motiv eins zu eins, das er in den Plakaten für die Internationale Automobil- und Motorradausstellung in der Rotunde in Wien für die Jahre 1930, 1931 und 1932 verwendet hatte (Abb. 34 und Abb. 9). Das Werk von Neumann/Tokarski erschien bis 1937 in weiteren zwei Teilen. Für die jeweilige Umschlag- und Einbandgestaltung war Kosel verantwortlich. Obwohl die Gestaltung nicht in den Händen Hermann Kosels lag, wäre noch zu erwähnen, dass der Fiba-Verlag auch mit dem noch in den Kinderschuhen steckenden Passagier-Flugverkehr in Österreich wie in Europa verbunden war und ab 1929 sogar die Flugpläne veröffentlichte.[18] Wenn man die umgearbeitete, zweite Auflage von Das Auto von A–Z in Bild, Frage und Antwort. 1. Teil. Der Kraftwagen sowie den dritten Teil (Der Kraftfahrdienst in der bewaffneten Macht) (Abb. 35), die beide 1937 herauskamen, dazurechnet, kann man sagen, dass Hermann Kosel bis zu diesem Jahr für den Fiba-Verlag tätig war. Einen „Seitensprung“ machte Kosel allerdings 1932 und blieb dem Automobilwesen treu: er gestaltete nämlich eine Anzeige für den Verlag Ed. Hölzel in Wien, und zwar Hölzel’s Strassenkarte für Österreich, die zugleich die offizielle Karte des Österreichischen Touring-Clubs war (Abb. 36).

Obwohl er nicht der einzige Künstler war, der für die Buchgestaltung des Fiba-Verlags sorgte – besonders hervorzuheben wären mehrere Umschläge von Kóra (d.i. Ferdinand Korber, 1897–1953) – hat Kosel mit Abstand die meisten Bücher gestaltet. In diesem Licht fügt die hier beschriebene Tätigkeit für den Fiba-Verlag eine weitere, bislang übersehene Facette seines Schaffens in sein Lebenswerk ein.

[1] Wiener Magazin, II. Jg., Februar 1928, S. 85. Das Selbstporträt erschien im Rahmen eines kleinen Bildbeitrages „Wie unsere Zeichner die Silvesternacht verbrachten“ (S. 83–85). Neben Kosels Zeichnung finden sich Selbstbilder von Peter Eng, Erwin Tintner und Rudolf Matouschek. An dieser Stelle möchte ich Herrn Peter Clausen, dem Enkel der Verlagsgründerin, für seine freundliche Unterstützung bei der Beschaffung des Bildmaterials sowie für weitere Hinweise zum Verlag bzw. zur Verlagsproduktion herzlich danken.
[2] 50 Jahre Kosel-Plakate. Ausstellung im Österreichischen Museum für Angewandte Kunst, Wien 24.11. bis 31.12.1971. Katalog; Hermann Kosel. The holy every day. Hrsg. von Peter Noever. Wien: MAK 2003.
[3] Als Beispiel: Wiener Magazin, II. Jg., Mai 1928, S. 3.
[4] Pipsi. Eine Geschichte von Mensch und Tier. Von H. Frank. Illustriert von Kosel Gibson. In: Wiener Magazin, 1. Jg., Heft 2, Dezember 1927, S. 10–12, Hier S. 10.
[5] Wiener Magazin, Dezember 1928, S. 8.
[6] Wiener Magazin, Jänner 1930, S. 2.
[7] Näheres zur Geschichte dieser Firma bei Murray G. Hall: Österreichische Verlagsgeschichte 1918–1938. Band II. Wien 1985, S. 310–357 bzw. verlagsgeschichte.murrayhall.com/.
[8] Siehe Hermann Kosel. The Holy every Day, S. 88.
[9] Siehe unter anderem: Bernhard Denscher: Hermann Kosel– Konzentration und Komprimierung https://www.austrianposters.at/2014/08/07/hermann-kosel-konzentration-und-komprimierung/.
[10] Ida Fischer hat am 1. Juli 1930 eine Verlags- und Versandbuchhandlung in Wien V., Zentagasse 8, gegründet und die Firma I. Fischer offenbar auch nach dem März 1938 dort geführt. Auf der DÖW-Website (Gestapo-Opfer: Jüdinnen und Juden, Politisch Verfolgte) liest man zu ihrem weiteren Schicksal: „Die Verlagsbuchhändlerin Ida Fischer, die nach den ‚Nürnberger Gesetzen‘ als ‚Mischling‘ galt, verkaufte trotz der Sperre ihrer Buchhandlung weiterhin Bücher. Sie wurde deshalb am 29. 5. 1942 wegen ‚Verdachts des fortgesetzten Betruges‘ von der Gestapo Wien erkennungsdienstlich erfasst.“
[11] Eine Rezension des Werkes erschien bereits am 8. November 1926 (S. 6) in der Wiener Sonn- und Montags-Zeitung (Hinweis von Peter Clausen, Wien).
[12] Siehe die Plakate für die Internationale Automobil- und Motorradausstellung in der Rotunde in Wien für die Jahre 1930, 1931 und 1932. (Hermann Kosel. The Holy every Day, S. 65).
[13] Möglich ist, dass der Verlag die Reihe einfach nicht mehr in Deutschland verkaufen konnte, was beim Band von Hugo Herrmann, der zionistischer Autor und Verleger und an mehreren Werken des Fiba-Verlags beteiligt war, besonders wahrscheinlich ist. Nach seiner Arbeit für den Fiba-Verlag kreierte Meisels die Reihe „Die Bücher des Kunstwanderers“ beim Verlag Franz Leo & Comp. in Wien, wo zwei Bände herauskamen: Bummel durch Alt-Wien (1936) und Von Salzburg ins Salzkammergut (1937, 2. Aufl. 1938).
[14] Dieses (vermutliche) Plakat erschien in zwei aufeinanderfolgenden Ausgaben des Wiener Magazins (Juni 1928, S. 87; Juli 1928, S. 33). Im letzteren Fall steuerte Kosel zusätzlich eine zweiseitige Zeichnung mit den Sehenswürdigkeiten Wiens bei.
[15] Josef Fraenkel: Theodor Herzl. Des Schöpfers erstes Wollen. Wien-Leipzig: Fiba-Verlag 1934 sowie Aleksander Bain (Alex Bein): Theodor Herzl. Biographie. Wien: Fiba-Verlag 1934.
[16] Walter Preuss: Die jüdische Arbeiterbewegung in Palästina. Neue, völlig umgearb. Aufl. Wien: Fiba-Verlag 1936.
[17] Wir bauen Palästina. Politische, wirtschaftliche und kulturelle Aufbau-Arbeit; nach dem offiziellen Rechenschafts-Bericht der Exekutive der Jewish Agency vorgelegt dem 18. Zionistenkongress und der dritten Tagung des Council der Agency. Hrsg. vom Hauptbüro des Keren Hajessod, Jerusalem. Wien: Fiba-Verlag 1933.
[18] AUSTROFLUG. Offizielles Luftkursbuch der Österreichischen Luftverkehrs A.G. 1933/34. Wien-Leipzig: Fiba-Verlag 1933. (Einbandgestaltung K.M. Lang). (Die erste Ausgabe war 1929/1930 erschienen).