Nicht neu, aber neu erschienen ist das im englischen Verlag Palazzo jüngst aufgelegte Buch „The Art of Skiing“ von Jenny de Gex. Erstmals publiziert wurde das Werk 2006 und kam im selben Jahr im Verlag Christian Brandstätter auf Deutsch heraus. Da der Band in der deutschsprachigen Fassung bereits seit einiger Zeit vergriffen ist, erscheint eine Besprechung dieser – nun übrigens relativ preisgünstigen – Neuauflage auch aufgrund der ansprechenden Qualität des reich illustrierten Bandes angebracht.

Links: Gustav Jahn, um 1908 / Rechts: Berta Czegka, Plakat, das den Schilehrer Hannes Schneider im Kreise seiner „Schihasen“ zeigt, um 1930
„Vintage Posters from the Golden Age of Winter Sport“ lautet der Untertitel, und der Inhalt hält, was das Cover verspricht. Die Sammlerin und Kunstexpertin Jenny de Gex hat hier nicht nur eine feine Kollektion von gut ausgewählten Skiplakaten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vorgelegt, sondern das Thema sowohl kunsthistorisch als auch sportgeschichtlich beleuchtet.
„The Art of Skiing“ beinhaltet unter anderem ein ausführliches Kapitel über Österreich: „Austria has a special atmosphere under snow. By day, the beauty of its majestic mountains and picture-book villages, with onion-domed churches and colorfully painted houses, is accentuated. By night, after a day’s exhilarating skiing, it offers the legendary gemütlichkeit in a warm inn with a glass of glühwein.“ Zu diesen der Wirklichkeit tatsächlich sehr nahe kommenden Klischees von Österreichs Wintersportorten bieten Plakate die entsprechenden Illustrationen. Gustav Jahn, Joseph Binder oder Walter Hofmann – um Designer aus drei unterschiedlichen Generationen zu erwähnen – haben die Begeisterung für den Wintersport in Österreich in ihren Arbeiten optisch optimal umgesetzt.

Links: Walter Hofmann, 1954 / Rechts: Joseph Binder, um 1934
Die Autorin Jenny de Gex weiß über die Entwicklung des Grafikdesigns hinaus sehr viel zur Geschichte des Skilaufes zu vermitteln. So etwa werden österreichische Pioniere wie Matthias Zdarsky oder Hannes Schneider in dem Buch ihrer Bedeutung entsprechend ausführlich gewürdigt. Eingegangen wird dabei auch auf Schneiders internationale Bedeutung: 1938 flüchtete er vor dem Terror der Nazis in die USA, wo er wesentlichen Anteil daran hatte, dass mit Mount Cranmore in New Hampshire ein wichtiges amerikanisches Skigebiet aufgebaut wurde. Aber auch ein österreichischer Grafiker war im Bereich des amerikanischen Skisports tätig: Herbert Bayer, geboren in Oberösterreich und ehemaliges Bauhaus-Mitglied. Er war ebenfalls in die USA emigriert und lebte ab 1946 in Aspen, wo er an der Bewerbung seines Wohnortes als Wintersport-Destination mitwirkte.
Insgesamt finden sich in dem Buch viele Beispiele hervorragender Plakatkunst aus Amerika und Europa, mit denen die „hippe“ Sportart des 20. Jahrhunderts intensiv beworben wurde. Dazu wieder die Autorin: „The phrase ‚the art of skiing‘ has more than one interpretation. To watch expert skiers weaving or leaping down a mountain at high speed in a shower of snow is breathtaking and exciting for the viewer, as well as for the participant. The achievement of seemingly impossible physical feats, combining speed, grace, and balance, is nothing short of an art form.”
De Gex, Jenny: The Art of Skiing. Vintage Posters from the Golden Age of Winter Sport, Bath 2014.