Meisterwerke im Museum Folkwang

Eine in mehrfacher Hinsicht beachtliche Publikation hat das Museum Folkwang in Essen vor kurzem im „Sieveking Verlag“ vorgelegt. Es ist den „Meisterwerken“ der außergewöhnlichen Sammlung gewidmet, die auf das 1902 von Karl Ernst Osthaus in Hagen gegründete weltweit erste Museum moderner Kunst zurückgeht. 1922 übersiedelte die Kollektion dann nach Essen, wo sie heute – sammlungsmäßig bis in die Gegenwart erweitert – in einem auch architekturhistorisch bemerkenswerten Bau untergebracht ist.

Zum Museum Folkwang gehört seit 1974 auch das renommierte „Deutsche Plakat Museum“, das 2008 endlich in das Haus integriert werden konnte.

Das Buch bietet nicht nur eine exzellente Auswahl der wichtigsten Werke der Essener Sammlung in hervorragender Druckqualität, sondern gibt auch einen spannenden Überblick über die Kunstentwicklung der letzten 150 Jahre. Gerade das einfache Prinzip einer chronologischen Anordnung der Objekte, ohne nach Genres zu unterscheiden, macht den Reiz der Publikation aus. Da passt das bekannte Manoli-Plakat von Lucian Bernhard von 1910 hervorragend zu Robert Delaunays „La Tour Eiffel“ aus dem selben Jahr, da treffen das Doppelbildnis von Oskar Kokoschka und Alma Mahler (1912/13) und Ernst Ludwig Kirchners „Tanzpaar“ (1914) sowie sein „Roter Turm in Halle“ (1915) auf das expressive Plakat „An die Laterne“ von Hermann Max Pechstein aus dem Jahr 1919, Fotografien von Lászlo Moholy-Nagy (1925/26) korrespondieren ganz harmonisch mit dem wegweisenden Typo-Plakat „Orient-Express“ von Jan Tschichold (1927). In der Popart der 1960er Jahre gingen ja „High and Low“ eine besonders intensive Symbiose ein, da ist etwa ein sehr anspruchsvolles Jazzplakat von Günther Kieser (1962) eigentlich mehr „highbrow“ als Andy Warhols bunte und leicht rezipierbare Marilyn Monroe-Serie aus dem Jahr 1967.

Über die weitere Entwicklung des Plakats im Spannungsfeld von Kunst und Funktion gibt René Grohnert, der für die Plakatauswahl bei dieser Publikation zuständig war, in dem Buch einen durchaus optimistischen Befund: „Das Plakat muss seine Nützlichkeit als Medium immer aufs Neue unter Beweis stellen und dabei den veränderten Ansprüchen in einer digitalen Medienwelt folgen. In diesem Prozess wird es zu einer weiteren Spezialisierung zwischen Kreativität und Motivwiederholung kommen, werden Übergänge hin zur digitalen und bewegten Präsentation wesentlichen Einfluss auf den Charakter des fortwährenden jungen Plakats nehmen.“

Museum Folkwang. Meisterwerke der Sammlung, München 2015.