Schöne Flächen – Arbeiten von Emil Pirchan

Emil Pirchan, Theaterplakat, 1911 (Detail)

Immer, wenn man sich mit der Blütezeit des Münchner Plakats beschäftigt, gibt es einen Kanon von Namen, die sich dazu sofort assoziieren lassen. Der alles überragende Ludwig Hohlwein (1874–1949) führt wohl die Liste an, daneben aber haben sich eine ganze Reihe von Gebrauchsgrafikern etabliert, die mit eigenen – zuweilen auch eigenwilligen – Arbeiten den Charakter und das Spektrum des Münchner Plakats mitbestimmten. Dazu gehörten u.a.: Fritz Helmut Ehmcke (1887–1965), Lutz Ludwig Ehrenberger (Henri Sebastian, 1878–1950), Robert Engels (1866–1926), Hans Rudi Erdt (1883–1925), Nicolaus Gysis (1842–1901), Thomas Theodor Heine (1867–1948), Angelo Jank (1868–1940), Carl Kunst (1884–1912), Ernst Liebermann (1869–1935), Otto Obermeier (1883–1958), Walter Schnackenberg (1880–1961), Die Sechs1, Franz von Stuck (1863–1928) und Josef Rudolf Witzel (1867–1925) – nur um einen Eindruck zu vermitteln.

Innerhalb dieses kreativen Spektrums fallen die Plakate von Emil Pirchan (1884–1957) durch ihre ruhige und kontrastreiche Flächenbehandlung auf. Dieser feine und zurückhaltende, aber zugleich auch kraftvolle Stil wird für mich immer interessanter. Umso mehr habe ich mich über den kleinen Katalog einer Pirchan-Ausstellung aus dem Jahre 1917 gefreut, den ich geschenkt bekam (siehe PDF) und den ich hier gerne veröffentliche.2 Auch die Information, dass der Nachlass von Pirchan nunmehr bearbeitet wird und hoffentlich bald einer größeren Öffentlichkeit präsentiert werden kann, freut mich sehr – als kleiner Vorgeschmack kam das Heft gerade recht.

Emil Pirchan, Plakate, vor 1913, 1914

Emil Pirchan, Plakate, 1913/1914

In der Zeitschrift „Das Plakat“ fand sich eine kleine Besprechung von Rudolf Uebe: „[…] Die Feldpost brachte einen ganzen Haufen Ausstellungs-Kataloge – und da hatte man als Feldsoldat mal wieder allerhand Erinnerungen an die ‚blaue‘ Vorzeit, als man noch selbst in Ausstellungen gehen konnte und auf seine Plakatsammlung stolz war – ja, und jetzt sitzt man hier draußen auf dem ‚Toten Mann‘ und freut sich an all diesen Veröffentlichungen und freut sich, daß trotz dreier Jahre Krieg noch immer solche Ausstellungen stattfinden können, und daß all die Bestrebungen für die sich unser V.d.P. einsetzte, weitergehen.

Es ist ein gutes Zeichen für Deutschland und den deutschen Geschmack und für das deutsche Buchgewerbe, daß jetzt noch immer trotz Krieg und Papiernot und all den übrigen Behinderungen Zeit und Kräfte für solch anständige Kataloge vorhanden sind. Die oben angezeigten Hefte sind ja ganz verschiedener Art – aber sie lassen sich als Ausstellungskataloge vereinen und vergleichen. Gut sind sie alle, derart, daß man kaum wagt, seine kleinen Ausstellungen zu vermerken. Beim Pirchan-Katalog mit der gedrängten Würdigung im Vorwort von Prof. Pazaurek möchte man bedauern, daß das Verzeichnis der Arbeiten Pirchans auf der 3. Umschlagseite so sehr zusammengedrängt wurde – dadurch wirkt der Katalog mehr wie ein Verlagskatalog einer Druckerei, die für Arbeitsproben im Hefte sehr viel Platz hat und das ‚Werk‘ dann schlecht und recht auf der letzten Seite zusammenpreßt – noch dazu, wo die letzte Umschlagseite nur für Reklame ausgenutzt wird. […]“3

Pirchans Blätter haben längst ihren Platz in der Plakatgeschichte gefunden, weniger im Bewusstsein scheinen mir seine bahnbrechenden Arbeiten als Bühnenbildner zu sein.

 
1 Die Sechs: gegründet 1914 von Franz Paul Glass (1886–1964), Valentin Zietara (1883–1935), Friedrich Heubner (1886–1974), Carl Moos (1878–1959), Emil Preetorius (1883–1973) und Max Schwarzer (1882–1955). 1924 gab es eine Neuauflage mit folgenden Mitgliedern: Franz Paul Glass, Valentin Zietara, Max Eschle (1890–1979), Hans Ibe (Johann Baptist Maier, 1881–1957), Otto Ottler (1891–1965) und Tommi Parzinger (1903–1981).
2 Mit Dank für die Erlaubnis an die Nachlassverwaltung Emil Pirchans.
3 Rudolf Uebe: Ausstellungskataloge Ehmcke-Pirchan-Preetorius [Bericht] in: Das Plakat: Jg. 8/1917, Heft 5/6, S. 295.
 

Emil Pirchan in „Das Plakat“

Louis Fuge Möbelfabrik [Anzeige]
Jg. 2/1911, Heft 2, Blg.-Heft, S. [53]

Adolf Saager
Emil Pirchan als Graphiker [Monografischer Aufsatz]
Jg. 2/1911, Heft 3, S. 84-86

Gartenstadt Niederramstadt-Traisa [Prospektumschlag]
Jg. 2/1911, Heft 3, S. [84]

K.W. Bührer, A. Saager: Organisierung der geistigen Arbeit [Buchumschlag]
Jg. 2/1911, Heft 3, [Blg.-S. nach S. 84]

Engleder & Finkenzelle, Wenzel-Presse [Prospektumschlag]
Jg. 2/1911, Heft 3, S. [85]

Braunschweiger Verkehrszeitung [Signet]
Jg. 2/1911, Heft 3, S. [85]

Ohne Titel [Vignette]
Jg. 2/1911, Heft 3, S. [85]

Buchhandlung Heinrich Hugendubel [Signet]
Jg. 2/1911, Heft 3, S. [85]

Esperanto-Oficejo, Ansbach [Titelblatt]
Jg. 2/1911, Heft 3, S. [86]

Hapag, Die Hamburg-Amerika-Linie [Buchumschlag]
Jg. 2/1911, Heft 3, [Blg.-S. nach S. 86]

Eduard Roether [Briefbogen]
Jg. 2/1911, Heft 3, [Blg.-S. nach S. 86]

Ansbach, ehemalige Residenz der Markgrafen von Brandenburg [Buchumschlag]
Jg. 2/1911, Heft 3, [Elg. auf S. 88]

Töchterpensionat [Buchumschlag]
Jg. 2/1911, Heft 3, S. [94]

Erwähnt
Jg. 3/1912, Heft 1, S. 47

Einladung zum Vortrag. Verein der Plakatfreunde, Ortsgruppe München [Einladungskarte]
Jg. 3/1912, Heft 3, [Blg.-S. n. Anz.-S. 2]

Verein der Plakatfreunde München [Reklamemarke]
Jg. 3/1912, Heft 3, [Blg. a. S. 109]

Erwähnt
Jg. 3/1912, Heft 3, S. 126, 138

Erwähnt
Jg. 4/1913, Heft 1, S. 47

Ohne Titel [Signatur Emil Pirchan]
Jg. 4/1913, Heft 5, S. [203]

Erwähnt
Jg. 4/1913, Heft 5, S. 208, 213

Erwähnt
Jg. 5/1914, Heft 1, S. 36, 54, 55, 59

Bootslacke Koll & Voss [Werbemarke]
Jg. 5/1914, Heft 3, Sonderheft Reklamemarken, S. [2]

Bootslacke Koll & Voss [Werbemarke]
Jg. 5/1914, Heft 3, Sonderheft Reklamemarken, S. [2]

Graphische Werkstätten Gebrüder Fretz, Zürich [Werbemarke]
Jg. 5/1914, Heft 3, Sonderheft Reklamemarken, S. [2]

Fafnir-Autos [Werbemarke]
Jg. 5/1914, Heft 3, Sonderheft Reklamemarken, S. [2]

Erwähnt
Jg.5/1914, Heft 5, S. 228

Ruby Bettely tanzt: Chopin, Bach, Schumann, Schubert [Plakat]
Jg.5/1914, [Katalogheft München, o.P.]

Münchner Plakat Schule [Anzeige]
Jg.5/1914, [Katalogheft München, o.P.]

Erwähnt
Jg.5/1914, [Katalogheft München, o.P.]

Ruby Bettely tanzt: Chopin, Bach, Schumann, Schubert [Plakat]
Jg.5/1914, [Werbeheft BUGRA, Blg.-S. n. S. 4]

Erwähnt
Jg.5/1914, Heft 6, S. 258

Georg Jakob Wolf
Münchner Plakatkunst [Thematischer Aufsatz]
Jg. 6/1915, Heft 1, S. 2-19

Emil Pirchan Ausstellung [Plakat]
Jg. 6/1915, Heft 1, S. [4]

Gertrud Leistikow. Tanzspiele [Plakat]
Jg. 6/1915, Heft 1, S. [5]

Emil Pirchan. Bühnenentwürfe [Plakat]
Jg. 6/1915, Heft 1, S. [6]

Ruby Bettely tanzt: Chopin, Bach, Schumann, Schubert [Plakat]
Jg. 6/1915, Heft 1, [Blg.-S. n. S. 8]

München Karolinenplatz [Illustration]
Jg. 6/1915, Heft 1, [Blg.-S. n. S. 8]

Das Plakat [Titelentwurf]
Jg. 6/1915, Heft 1, [Blg.-S. n. S. 40]

Erwähnt
Jg. 6/1915, Heft 1, S. 47

Erwähnt
Jg. 6/1915, Heft 5, S. 202

Erwähnt
Jg. 7/1916, Heft 1, 67

Erwähnt
Jg. 7/1916, Heft 4, 192

Leset die Lese [3 Lesezeichen]
Jg. 7/1916, Hest 4, [Blg. a. Blg.-S. n. S. 190]

Erwähnt
Jg. 8/1917, Heft 2, S. 95

Rudolf Uebe
Ausstellungskataloge Ehmcke-Pirchan-Preetorius
[Bericht]
Jg. 8/1917, Heft 5/6, S. 295

Erwähnt
Jg. 8/1917, Heft 5/6, S. 295

Erwähnt
Jg. 9/1918, Heft 3/4, S. 151

Erwähnt
Jg. 10/1919, Heft 1, S. 70, 71

Erwähnt
Jg. 10/1919, Heft 5, S. 340, 439

Erwähnt
Jg. 11/1920, Heft 1, S. 50

Erwähnt
Jg. 11/1920, Heft 5, S. 258