„Sexy-mini-super-flower-pop-op-cola-(“alles ist in AFRI-COLA…“) – ein Slogan, der im Jahr 1968 voll den Zeitgeist traf und bis in die Gegenwart nachwirkt. Kreiert hat ihn der Fotograf Charles Wilp, der sich auch selbst zu einer Art Werbeikone stilisierte. Er schuf um seine Person schon sehr früh eine „Marke Ich“: So war er nicht nur Starfotograf, sondern freier Künstler, Imageberater von Politikern, Filmemacher und Designer. In relativ kurzer Zeit stieg angesichts der spektakulär-hippen Werbung der Umsatz von Afri-Cola um dreißig Prozent.

Links: Plakat, 1968, © Charles Wilp / ww.wilp.de / Rechts: „Man gönnt sich ja sonst nichts“, Anzeige, 1980er; © Arcus AS
Diese und über 50 weitere Kampagnen, die Deutschland von 1945 bis heute bewegten und bewegen, werden zur Zeit in einer Ausstellung im „Museum für Kommunikation Frankfurt“ unter dem Titel „Berührt – verführt“ dokumentiert und analysiert. Hier erfährt man nicht nur die Hintergründe zur Afri-Cola-Story, sondern zu zahlreichen anderen Beispielen erfolgreicher Werbung, die vielen Menschen bis heute in Erinnerung geblieben sind. Dabei wird auch die deutsche Geschichte in ihren wirtschaftlichen, kulturellen, aber auch politischen Aspekten in gut nachvollziehbarer Weise veranschaulicht. Das reicht von der Mangelwirtschaft der Nachkriegszeit über Wiederaufbau, Wirtschaftswunder und das „Anything goes“ der 1980er Jahre bis zur deutschen Wiedervereinigung und dem Vormarsch der digitalen Medien. Gezeigt werden dazu nicht nur Plakate und Inserate, sondern in Hör- und Sehstationen werden auch historische Werbefilme präsentiert.

Links: Plakat, 1954; © Stadtgeschichtliches Museum Leipzig / Rechts: Plakat, 1960; © Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
Es gehört zur Ausgewogenheit der Darstellung, dass bei all dem auch detailliert auf die Werbelandschaft in der DDR eingegangen wird, wobei hier der Reklame wohl eine Rolle zukam, die sich sehr von jener im Westen unterschied: Es ging ja dabei nicht um einen freien Wettbewerb, sondern oft auch um eine Verwaltung des Mangels. So heißt es dazu in einem der Ausstellungstexte: „Werbung hat in der DDR lenkende Funktionen: Sie dient dazu, Überbestände in Lagern abzubauen und Engpässen bei großer Nachfrage entgegenzuwirken. Zugleich propagiert sie das sozialistische Leitbild und bedient sich dafür moderner Konsumleitbilder.“ Ein Beispiel dafür bietet neben anderen das Plakat „Trinkt Weine der Freundschaft“. Obwohl Werbung für alkoholische Getränke im Sozialismus verpönt war, versuchte man mit einer derartigen Kampagne einerseits die Zielgruppe weg von harten Getränken zu bringen und andererseits den Absatz der Weine aus den „befreundeten“ kommunistischen Staaten, wie Bulgarien, Rumänien und Ungarn, zu heben.
Für einen Besuch der Ausstellung sollte man sich genug Zeit nehmen: Es gibt darin nämlich viel zu lesen, zu schauen und zu hören. „Berührt – verführt“ ist noch bis 11. September 2016 im „Museum für Kommunikation Frankfurt“ zu sehen, für den Zeitraum vom März 2017 bis Juli 2017 ist eine Übernahme durch das „Museum für Kommunikation Berlin“ geplant.
Weitere Hinweise:
Museum für Kommunikation Frankfurt