Design aus Italien war und ist in vielen Bereichen äußerst erfolgreich – Architektur, Produktentwurf, Mode oder Werbung hatten stets ein außerordentliches Niveau. Seit dem Frühjahr 2017 gibt es nun in der Stadt Treviso – nahe Venedig – ein neues Museum, das sich mit der traditionsreichen italienischen Plakatkunst beschäftigt. Hinter dem offiziellen Namen „Museo Nazionale Collezione Salce“ verbirgt sich ein überregionales „Italienisches Plakatmuseum“. Die Institution basiert auf der Privatsammlung von rund 25.000 Plakaten aus dem Eigentum des Unternehmers Ferdinando Salce (1878–1962), die dieser dem italienischen Staat vererbte. Über lange Zeit waren an verschiedenen Orten repräsentative Ausstellungen mit Beständen aus der Sammlung zu sehen, entsprechende Publikationen zu der Kollektion folgten.

Ausstellungsansicht (Alle Fotos: B. Denscher)
2017 hat die Sammlung endlich eine dauerhafte und attraktive Unterbringung in einem eigenen Museum gefunden. Eröffnet wurde das Haus im Mai 2017 mit einer Ausstellung über die Grafik der Belle Époque. Nun folgt unter dem Titel „Illustri persuasioni. Tra le due guerre. Capolavori pubblicitari dalla Collezione Salce“ die Schau über die Plakatkunst der Zwischenkriegszeit.
Museumsdirektorin Marta Mazza präsentiert dabei mit inhaltlicher Kompetenz und sicherem Stilgefühl eine attraktive Übersicht zur italienischen Werbung der 1920er und 1930er Jahre. So sind hier weniger bekannte Arbeiten ebenso wie Werke prominenter Entwerfer vertreten, wie etwa Plakate von Fortunato Depero, Marcello Dudovich, Achille Luciano Mauzan, Leonetto Capiello, Plinio Codognato und von dem aus Österreich stammenden Franz Lenhart. Stilistisch sind in vielen Arbeiten die Einflüsse des italienischen Futurismus deutlich spürbar, aber auch Kubismus, Surrealismus und Konstruktivismus wurden, wie Beispiele zeigen, in der italienischen Werbung der Zwischenkriegszeit rezipiert. Besonders stark ausgeprägt aber waren, das wird in der Schau deutlich, „Magischer Realismus“, Art deco und ein für die Reklame der dreißiger Jahre typischer realistischer Zeichenstil.
Die Ausstellung folgt nicht strengen chronologischen Kriterien, sondern behandelt Themenkreise, wie „Zwischen Avantgarde und Magischem Realismus“, „Grafik und Illustration“, „Art déco: Grafik und Illustration“, „Grafik und Fotografie“ oder das Lächeln in der Werbung. Ein reich illustrierter Ausstellungskatalog komplettiert das interessante Projekt.
Ein Besuch des Museums lohnt sich in mehrfacher Hinsicht – zu erwähnen wären da nicht nur die Qualität des Gebotenen und die Freundlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch die Attraktivität der Stadt Treviso an sich. Das Museum kann damit auch ein Publikum außerhalb Italiens ansprechen: Der Flughafen von Venedig ist nahe und die Grenzen zu Slowenien und Österreich sind nicht allzu weit. So wäre es wünschenswert, wenn in Zukunft Informationen zu Museum und Ausstellung nicht nur auf Italienisch, sondern zumindest auch auf Englisch verfügbar wären.
Weitere Informationen:
Museo Nazionale Collezione Salce