Pink House Studio

Ausschnitt aus dem Plakat zu der Ausstellung über Arnold Schönberg in der Wiener Secession, 1974, Entwurf: Pink House Studio

„Von Wien in die Welt“, so hat Andreas Koop seinen zehnten, dem „Pink House Studio“ gewidmeten Band der Serie „/design/er/leben/“ untertitelt. Das Bändchen hätte auch „Von Tirol nach Wien, von Wien in die Welt“ benannt werden können, denn die beiden Gründer des Grafikstudios sind geborene Tiroler und haben stets eine enge Beziehung zu ihrer Heimat bewahrt: Raimund Mair wurde am 16. Juli 1940 in Innsbruck geboren, Herwig Laggner am 1. Oktober 1943 in Kitzbühel. Beide hatten einander an der – damals so benannten – „Akademie für angewandte Kunst“ in Wien kennengelernt und offenbar so gut verstanden, dass sie 1971 beschlossen, ein gemeinsames Atelier zu gründen, das sie dem damaligen Zeitgeist entsprechend „Pink House Studio“ nannten.

Von Anfang an widmeten sich Mair und Laggner nicht nur den verschiedensten Formen des Grafikdesigns, sondern auch sehr intensiv der Gestaltung von Ausstellungen. Insbesondere für den Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien und dann auch für den Wiener Tourismus­verband konzipierten sie Wien-Ausstellungen, die international vielfach gezeigt wurden. Für die Wiener Stadt- und Landesbibliothek (heute: Wienbibliothek im Rathaus) gestalteten sie unter anderem die legendäre Ausstellung zu Arnold Schönbergs 100. Geburtstag in der Wiener Secession (1974), die Präsentation „Tagebuch der Straße. Geschichte in Plakaten“ (1981) in der Volkshalle des Wiener Rathauses und am selben Ort die Werkschau „Von der Sinnlichkeit der roten Farbe. Victor Th. Slama“ (1990). Zu diesen Präsentationen, aber auch zu vielen anderen kulturellen Projekten, entwarf das Studio beeindruckende Plakate, die wohl zum Interessantesten gehören, was in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in Wien auf die Anschlagflächen der Stadt kam. Besonders prägend war dabei das oft publizierte Schönberg-Plakat aus dem Jahr 1974.

Das Pink House Studio begann mit der Anschaffung eines Apple-Rechners im Jahr 1988 relativ früh mit der Digitalisierung seiner Arbeitsweise und konnte so erfolgreich in das neue produktionstechnische Zeitalter übergehen. Als die Auslandsausstellungen in den 1990er Jahren weniger wurden, gab es vermehrte Anstrengungen des Wiener Stadtmanagements, den urbanen Raum mit einer Fülle von Veranstaltungen zu beleben. Auch dabei arbeitete das Pink House Studio im Bereich des „dreidimensionalen Designs“: Für das sommerliche Filmfestival und den winterlichen „Eistraum“ auf dem Rathausplatz oder den Silvesterpfad entwarf man nicht nur Plakate, Folder und Inserate, sondern dekorierte auch Straßen und Plätze.

Raimund Mair und Herwig Laggner gehören zu den wenigen, die ihr selbständiges Grafikstudio angesichts der nahezu übermächtigen Konkurrenz durch die immer stärker werdenden Werbeagenturen über Jahrzehnte erfolgreich aufrecht erhalten konnten. Im Jahr 2009 verkauften die beiden nach einer 38 Jahre währenden Zusammenarbeit das Studio, das unter dem Namen Pinkhouse Design nach wie vor in Wien tätig ist.

Koop, Andreas: Pink House Studio. Von Wien in die Welt, Wien 2013 (=/design/er/leben/, 10. Bd).

Raimund Mair ist am 30. Juli 2015 verstorben.