Henry Steiner – Bridging East and West

Detail aus dem auf Henry Steiners Plakat für den „Hong Kong Vienna Opera Ball“ (2008) basierenden Buchcover

Henry Steiner gehört zu den einflussreichsten Grafikdesignern der Gegenwart. Brigitte Willinger hat nun im Rahmen der Serie „/design/er/leben/“ ein anschauliches und interessant zu lesendes Porträt über den renommierten Gestalter verfasst.

Henry Steiner wurde 1934 in Wien geboren und verbrachte seine frühe Kindheit in Baden bei Wien, bis im Jahr 1939 seine Eltern aufgrund ihrer jüdischen Herkunft mit dem kleinen Sohn nach New York fliehen mussten. Bald zeigte sich bei ihm eine eindeutige musische Begabung. Er wollte Autor oder Illustrator werden und entschied sich dann für eine visuell orientierte Laufbahn. Steiner machte am New Yorker Hunter College den Bachelor of Arts und setzte seine Ausbildung an der Yale University fort, wo er im Jahr 1957 mit einem Master of Arts im Fach Graphic Design abschloss. Einer seiner Studienkollegen war der später sehr erfolgreiche britische Designer Alan Fletcher. Von ihm nahm Henry Steiner eine bemerkenswerte Sentenz über den Unterschied von freier und angewandter Kunst mit auf seine weitere Laufbahn. Denn während Fletchers Befund zur Malerei lautete: „A painter tries to solve his own problems“, so meinte dieser in Bezug auf Design: „A designer tries to solve his client’s problems“.

Nach einem Intermezzo bei verschiedenen in der New Yorker Madison Avenue angesiedelten Werbeagenturen erhielt Steiner durch ein Fulbright Fellowship die Möglichkeit eines zweijährigen Studiums an der Pariser Sorbonne. Danach arbeitete der junge Designer wieder bei einer New Yorker Werbeagentur, bis er 1961 das Angebot erhielt, das in Hong Kong erscheinende Asia Magazine einem grafischen Relaunch zu unterziehen. Er blieb in China, war zunächst als Design Director des Magazins tätig, bis er 1964 in Hong Kong ein eigenes Studio unter dem Namen „Graphic Communication Ltd.“ gründete. Das Atelier wurde 1994 in „Steiner & Co“ umbenannt und ist bis heute unvermindert erfolgreich tätig. Die Spezialgebiete waren und sind nach wie vor „branding and corporate identity“ sowie Banknotendesign.

Viele hochgradige Ehrungen zeugen von Steiners internationaler Anerkennung –  erst jüngst wurde er vom Österreichischen Bundespräsidenten mit dem Ehrentitel „Professor“ ausgezeichnet.

Im Rahmen der Vienna Design Week veranstaltet designaustria am 2. Oktober 2017 eine Präsentation des neu erschienenen „/design/er/leben/“-Bandes mit einem Gespräch mit Henry Steiner. In der Ankündigung dazu heißt es treffend: „Seit mehr als 50 Jahren lebt und arbeitet er als Grafikdesigner in Hong Kong. Er publizierte ‚Cross-Cultural Design‘, das erste Buch, das die Herausforderungen und Erfolge weltweit führender Kommunikationsexpertinnen und -experten thematisiert, die außerhalb ihrer eigenen Kulturen wirken. Heute, wo sich Kulturen zunehmend überlappen und ineinanderfließen, lehren die darin beschriebenen Ansätze, wie man einzelne Kulturen einerseits respektiert und dennoch nicht harmonisiert und diese Unterschiede andererseits als Chancen der Bereicherung und als wertvolle Ergänzungen nutzen kann.“

Weitere Hinweise:
East meets West: Henry Steiner in Vienna
designaustria

Willinger, Brigitte: Henry Steiner. Bridging East and West, Wien 2017 (=/design/er/leben/, 18. Bd).