Neues zu Ottokar Mascha

Nach einer Auktion bei „Kubasta und Voigt“, Wien VI, aufgenommen am 16.10.1911, Foto: Adéle (=Ernst Förster), ARCHIV AUSTRIAN POSTERS

Ottokar Mascha gehört zu den bedeutendsten österreichischen Sammlerpersönlichkeiten. Der Schwerpunkt seines Interesses lag vor allem auf der Druckgrafik in ihren unterschiedlichen Formen. So etwa konnte Mascha im Laufe der Jahre eine nahezu vollständige Félicien Rops-Kollektion zusammentragen, und er besaß die erste systematisch angelegte Plakatsammlung in Österreich. Auf seine großzügigen Schenkungen gehen die Anfänge der Plakatsammlungen sowohl der Albertina und der Österreichischen Nationalbibliothek wie auch der Wiener „Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt“ zurück.

Der 1852 in Pilsen geborene und seit 1897 in Wien lebende Anwalt verstand es aber auch, das durch seine Sammeltätigkeit erworbene Wissen in verschiedenen Publikationen differenziert darzustellen. Sein 1915 erschienener Band „Österreichische Plakatkunst“ zählt bis heute nicht nur zu den Standardwerken der angewandten Grafik, sondern schon aufgrund seiner aufwendigen Ausstattung zu den besonderen bibliophilen Raritäten österreichischer Verlagsproduktion.

Trotz dieser vielfältigen Verdienste von Ottokar Mascha sind er und sein Wirken weitgehend in Vergessenheit geraten und erst in den letzten Jahren wurden Teilbereiche seiner Biografie erforscht. Das Problem dabei war, dass viele Materialien verloren gegangen bzw. nicht mehr auffindbar sind. So etwa schien es bislang, dass sich kein Porträt-Foto von Mascha erhalten hat. Die „Österreichische Nationalbibliothek“ besitzt zwar eine Fotografie von einer Auktion in der Buchhandlung „Kubasta und Voigt“, auf der Mascha ziemlich klein zu sehen ist, die aber katalogmäßig nicht entsprechend erfasst wurde. Umso bemerkenswerter ist es daher, dass nun im Wiener „Antiquariat Löcker“ ein kleiner Teilnachlass von Ottokar Mascha aufgetaucht ist, in dem sich neben Kleingrafik und Sonderdrucken auch Porträtfotos befinden. Das wertvolle Bildmaterial konnte für das Archiv von AUSTRIAN POSTERS erworben werden und kann damit einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Ottokar Mascha, Fotos: Carl Pietzner, Oktober 1911, ARCHIV AUSTRIAN POSTERS

Unter anderem befindet sich in dem Konvolut ein Foto, das jenem in der Nationalbibliothek sehr ähnlich ist und das sich auch in Christian Nebehays Buch „Die goldenen Sessel meines Vaters“ findet und dort genau erläutert wird: „Am Tisch links: Josef Wünsch (hervorragender Holzschnitt-Sammler); der 5. ist Herr von Portheim (Josephinica-Sammler); hinter ihm Hugo Thimig (Schauspieler und Theater-Sammler); Stehend dahinter: Michael M. Rabenlechner (bekannter Bibliograph); der junge E. Ph. Goldschmidt (mit abgewandtem Gesicht); der letzte ist Dr. Ottokar Mascha (Plakatsammler). Am Pult: Herr Kubasta, rechts davon Dr. August Heymann (Viennensia) und Georg Eckl (Viennensia).“

Das neu erworbene Bild hat den großen Vorteil, dass erst damit eine genaue Datierung der Szene möglich ist: Findet sich im Katalog der Nationalbibliothek nur der Hinweis „Kubasta, Konstatin (lebte um 1895–)“, so ist das Foto bei Nebehay mit „um 1900“ datiert. Nach dem handschriftlichen Vermerk auf der Rückseite der oben abgebildeten Fotografie wurde die Szene jedoch am 16. Oktober 1911 aufgenommen. Auch der Urheber der Aufnahme kann nun aufgrund der Stempelung genannt werden: Es ist das Studio Adéle des renommierten österreichischen Fotografen Ernst Förster (1879–1943).

Was die Wahl der Fotografen betrifft, dürfte Mascha ähnlich stilbewusst wie bei seiner Sammeltätigkeit gewesen sein. Die beiden nunmehr verfügbaren Porträtfotos – ebenfalls aus dem Oktober 1911 – stammen nämlich vom „K. u. K. Hof- u. K. u. K. Kammerphotographen“ Carl Pietzner (1853–1927), der um die Jahrhundertwende mit zehn Ateliers und 300 Mitarbeitern zu den renommiertesten Fotografen seiner Zeit gehörte.

Im Antiquariat „Löcker“ wird allerdings noch eine weitere Mascha-Rarität zum Kauf angeboten: Es sind Korrekturfahnen zu dem Standardwerk „Österreichische Plakatkunst“ mit eigenhändigen Verbesserungen und Markierungen durch den Verfasser selbst. Der Verkaufspreis von EUR 4600 stellt eine gewisse Herausforderung dar – hier wäre also das Interesse einer öffentlichen Sammlung dringend gefragt…