„Ich habe immer gezeichnet – schon als ich ganz klein war. Ich habe nie mit Puppen gespielt, aber ich habe immer gezeichnet und habe nichts anderes wollen – und Klavier gespielt habe ich auch“, erinnerte sich Margit Doppler in einem Interview anlässlich ihres 90. Geburtstags.[1]
Die Künstlerin wurde am 21. Jänner 1909 als Margit Sidonie Kováts (manchmal auch Kovács geschrieben) in Wien geboren. Da sich schon früh ihre künstlerische Begabung zeigte, besuchte sie nach Absolvierung der Pflichtschule von 1923 bis 1926 die „Graphische Lehr- und Versuchsanstalt“ in Wien. Ihre Lehrer waren dort unter anderem Rudolf Larisch, Erwin Puchinger und Wilhelm Wodnansky. Gerne wäre sie noch länger an der Schule geblieben, doch aufgrund der wirtschaftlichen Zwänge musste sie eine Erwerbsarbeit aufnehmen. Daher trat Margit Kováts im Jahr 1926 in das auf Filmplakate spezialisierte „Atelier Pollak“ ein. Schon im selben Jahr aber verließ sie die Firma wieder und gründete gemeinsam mit ihrem Onkel Hugo Brod und Anton Ziegler, den sie von Pollak abgeworben hatte, das Grafikstudio „Trio“. Auch hier war die Grafikerin auf Kinoreklame spezialisiert, wobei die US-amerikanische Filmgesellschaft „United Artists“ die wichtigste Auftraggeberin war.[2] Das „Trio“ hielt sich als Ateliergemeinschaft jedoch nur zwei Jahre lang, da die Aufträge für Filmplakate zurückgingen.

Filmplakate – Links: 1928 / Rechts: 1927
Danach folgte für Margit Kováts ein neunmonatiges „Gastspiel“ im Atelier von Joseph Binder, bis sie sich im Jahr 1929 selbständig machte. Auch da konnte sie weiterhin für „United Artists“ arbeiten, wie etwa das Plakat für den Charlie Chaplin-Film „Lichter der Großstadt“ aus dem Jahr 1931 zeigt – eine Affiche, die zum Besten gehört, was im Bereich der Kino-Reklame in jenen Jahren in Österreich geschaffen wurde.

Filmplakate – Links: 1931 / Rechts: 1936
Mit dem Start des eigenen Studios begann auch die über vierzig Jahre dauernde Zusammenarbeit mit dem Süßwarenproduzenten Emil Kirstein. Dafür belebte Margit Kováts die davor nur statisch dargestellte Werbefigur, das sogenannte „Blockmalz-Männchen“, auf immer wieder neue Weise. Sie prägte damit den optischen Gesamtauftritt von Kirstein – angefangen von der Typografie über die Plakate und Inserate bis zu den Messeauftritten und der Bemalung von Firmenautos. Zu ihren weiteren damaligen Kunden zählten unter anderem die Firmen Palmers, Siemens, Osram und Elin.[3]

Links: um 1927 / Rechts: 1930er Jahre
1935 heiratete Margit Kováts den Techniker Franz Doppler und zeichnete fortan unter dem neuen Namen ihre Arbeiten, fallweise auch nur mit MSD (= Margit Sidonie Doppler), nachdem sie zuvor manche ihrer Plakate mit dem Kürzel MSK versehen hatte. 1936 übersiedelte das Ehepaar nach Istanbul, wo Franz Doppler eine Universitätsprofessur erhielt. Margit Doppler war auch in der Türkei als Gebrauchsgrafikerin tätig und studierte nebenbei an der Kunstuniversität. Während eines Heimaturlaubes im Jahr 1940 wurde Franz Doppler wegen des Vorwurfes der „Herabsetzung des Deutschen Reiches im Ausland“ von der Gestapo verhaftet und von Februar 1941 bis August 1942 im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Seine gesamte Familie war in jener Zeit den Repressalien der nationalsozialistischen Machthaber ausgesetzt.

Plakate für die Firma Kirstein, 1950er Jahre
Erst nach dem Krieg konnte Margit Doppler wieder ihren Beruf als Grafikerin aufnehmen: Neben ihrer Arbeit für die kommerzielle Werbung wandte sie sich nun verstärkt auch dem Zeitschriftendesign und der Buchgestaltung zu. Sehr erfolgreich waren ihre Illustrationen zu Kinderbüchern, wie etwa für „Schnappuzi, der Schnupfenzwerg“ (1947), „Kingfu, der lustige Zauberer“ (1949) oder „Briefe an einen Hund“ (1951).
Am 27. November 2001 verstarb Margit Doppler in Wien, im Jahr 2006 wurde in ihrem langjährigen Wohnbezirk Wien-Donaustadt eine Gasse nach ihr benannt. Zu ihrer erfolgreichen Karriere befragt, resümierte sie gegen Ende ihres Lebens: „Ja, man muss sich zur richtigen Zeit etwas einfallen lassen!“[4]
[1] Interview des Autors mit der Künstlerin am 24.9.1999.
[2] Interview von Christian Maryška mit der Künstlerin am 10.2.1998.
[3] Resch, Heidelinde: Margit Doppler. Zeichnen um zu leben, Wien 2015 (=/design/er/leben/, 14. Bd), S. 11.
[4] Siehe Fußnote 1.