Gertie Fröhlich – Von Film zu Film

Gertie Fröhlich, Posaunenengel, Lebkuchen (© www.froehlichs.at/)

Enorm, was Gertie Fröhlich im Laufe ihres Lebens auf kreativem Sektor geleistet hat: Sie war nicht nur Malerin und Designerin, sondern auch eine wichtige Anregerin und Ermöglicherin. Die Grafikerin und Designhistorikerin Heidelinde Resch hat nun der Künstlerin den 20. Band  der Reihe „design/er/er/leben“ gewidmet. Es ist ein Buch, das nicht nur eine wertvolle Ergänzung zur Geschichte des österreichischen Grafikdesigns darstellt, sondern auch interessante Aspekte der neueren österreichischen Kunstgeschichte beleuchtet.

Gertie Fröhlich, links: Plakat, 1973 / Rechts: Plakat: 1969 (Beide Abb.: Österreichisches Filmmuseum)

Gertrude Fröhlich wurde am 29. Juni 1930 in Kláštor in der Nähe von Kunešov in der heutigen Slowakei geboren. Im Zweiten Weltkrieg flüchtete die Familie nach Oberösterreich, wo sie Verwandte hatte. Ab 1949 studierte Gertie (wie sie sich seit ihrer Jugend nannte) Fröhlich Malerei an der Kunstgewerbeschule in Graz und dann ab 1953 an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Schon als Studentin hatte sie einen wesentlichen Anteil an der 1954 erfolgten Gründung der legendären und für die österreichische Nachkriegskunst so bedeutenden „Galerie St. Stephan“: „In der Nachkriegszeit, in der man der modernen Kunst gegenüber eher verschlossen war,“ schreibt Heidelinde Resch, „kam der Galerie St. Stephan die zentrale Funktion zu, den Künstlern Raum und Möglichkeiten zu bieten, die ihnen sonst in Wien verwehrt waren. Langsam, aber sicher entwickelte sich die Galerie zum – einzigen – öffentlichen Treffpunkt der österreichischen Avantgarde.“

Gertie Fröhlich, links: Plakat, 1972 / Rechts: Plakat, 1965 (Beide Abb.: Österreichisches Filmmuseum)

1956 erlangte Fröhlich ihren Studienabschluss an der Akademie und stieg mit unglaublicher Energie in das Berufsleben ein. Sie arbeitete als Kostümbildnerin für das „Theater der Jugend“, war für die Zeitschriften „Die Furche“ und „Wochenpresse“ tätig und fungierte obendrein noch als Redaktionssekretärin der Zeitschrift „Neue Wege“. Gertie Fröhlich war dann eine Zeitlang freie Mitarbeiterin in der Grafikabteilung des „Österreichischen Rundfunks“ und übernahm  1964 die Gestaltung des Corporate Designs des damals neugegründeten „Österreichischen Filmmuseums“. Es war dies eine Tätigkeit, die 20 Jahre währte und von der Kreation des Logos der Institution über viele Drucksorten bis zu über 100 Plakaten reichte. Neben ihrer Arbeit als Grafikdesignerin war Fröhlich auch in verschiedenen Bereichen der freien Kunst tätig. In den 1960ern hielt sie sich mehrmals beruflich in New York auf, wo sie in der Grafikabteilung eines Verlages arbeitete. Ende der 1970er Jahre begann die Künstlerin zunächst für den privaten Bereich originelle Lebkuchen zu gestalten, woraus dann mit „Fröhlichs Lebkuchen Manufaktur“  ein respektables Projekt mit eigener Firma wurde.

Gertie Fröhlich, La Belle et la Bête, Aquarell, 1972 (Abb.: Privatarchiv Gertie Fröhlich)

Immer an neuen Herausforderungen interessiert, wirkte Fröhlich in den 1980er Jahren bei den Ausgrabungen des „Ägyptologischen Instituts der Universität Wien“ im Bereich der zeichnerischen Dokumentation der Fundstücke mit und verbrachte dafür einige Monate in Ägypten.

Ausstellungen und Ehrungen, wie etwa die Verleihung des Preises der Stadt Wien für angewandte Kunst im Jahr 1982, runden eine an kreativen Aktivitäten so reiche Biografie ab. Am 17. Mai ist Gertie Fröhlich – kurz vor ihrem 90. Geburtstag – im Künstlerheim in Baden bei Wien gestorben. Umso wichtiger, dass es diese Publikation von Heidelinde Resch gibt, in der das Leben von Gertie Fröhlich nicht nur informativ dokumentiert, sondern darüber hinaus ein interessanter Aspekt der Wiener Kunst- und Kulturgeschichte beleuchtet wird.

Resch, Heidelinde: Gertie Fröhlich. »netzhäuten ein vollbad gestatten«, Wien 2019 (=/design/er/leben/, 20. Bd).