Italienische Mode

Anonym, Plakat für Baskenmützen, um 1940

Italien hat nicht nur eine beeindruckende Tradition im Bereich des Grafikdesigns aufzuweisen, sondern auch in der theoretischen Beschäftigung damit. Was die Plakatgeschichte betrifft, sei etwa an den Katalog „L’Italia che cambia“ (1989) über die Sammlung von Ferdinando Salce erinnert. Erwähnung verdienen sicher auch die imposante Publikation „Il manifesto italiano“ (1995) des Kunsthistorikers Luigi Mengazzi und der von Anna Villari herausgegebene Katalog „L‘arte della pubblicità. Il manifesto italiano e le avanguardie 1920–1940“ aus dem Jahr 2008. Doch nicht nur kunsthistorische Annäherungen an das Thema Werbung gab und gibt es in Italien, sondern auch medienwissenschaftliche, wie etwa die prägnante Arbeit „Storia della pubblicità in Italia dal 1945 a oggi“ (2007) von Gian Luigi Falabrino zeigt. Darüber hinaus liegen auch umfassende Monografien zu bedeutenden Grafikern, wie zum Beispiel über Marcello Dudovich oder Giorgio Tabet, vor.

Nun hat Anna Villari gemeinsam mit Dario Cimorelli eine Arbeit zum Thema „Posters. Advertising and Italian Fashion 1890 – 1950“ auf Englisch und Italienisch herausgebracht. Auch dieser reich illustrierte Band zeigt in dem Essay von Anna Villari, dass man in Italien auf einer seriöse Basis kunsthistorischer Beschäftigung mit kommerzieller Grafik aufbauen kann. Dies beweist auch, dass gerade ein Land wie Italien, das voll ist von Werken der mehrtausendjährigen Weltkunst, auf selbstverständliche Weise die Entwicklung des Plakates in seinen Kunstkanon aufgenommen hat.

Anonym, Plakat für das Kaufhaus Mele, 1899

Anonym, Plakat für das Kaufhaus Mele, 1899

Werbung ist ein ideales „Vehikel“ für die Mode, hier können die wechselnden Stile und Anforderungen adäquat kommuniziert und verbreitet werden. Das Modegeschäft kann wirtschaftlich ja nur dann erfolgreich sein, wenn es den Protagonisten gelingt, immer wieder neue Bedürfnisse zu wecken, um so den Konsum beständig anzuregen. Dafür ist Werbung ein notwendiges Instrument, da sich Plakate aber an eine breite Käuferschicht wenden, sind sie für die Annoncierung der Haute Couture im Normalfall nicht geeignet. Breiten Raum nehmen in dem Buch daher vor allem die Plakate für die beiden Kaufhäuser Mele in Neapel und La Rinascente in Mailand ein. So renommierte Entwerfer wie etwa Marcello Dudovich oder Leopoldo Metlicovitz haben für die beiden bekannten Firmen gearbeitet.

„Advertising and Italian Fashion“ stellt sowohl bezüglich des Einführungstextes als auch aufgrund der kompetenten Materialauswahl eine qualitätsvolle Bereicherung der vorhandenen Literatur zum italienischen Plakat dar.

Cimorelli, Dario – Anna Villari: Manifesti. Pubblicità e moda italiana 1890 – 1950. Posters. Advertising and Italian Fashion 1890 – 1950, Milano 2012.