Zobernig: Books & Posters

Detail aus dem Buchcover

„Der Titel des Buchs muss weder zu kurz noch zu weitläufig abgeschrieben werden. Er muss gerade so sein, dass man beiläufig den Inhalt des Buches daraus entnehmen kann.“ Dieses Zitat des Wiener Schriftstellers und Grafikexperten Adam Bartsch (1757–1821) findet sich auf dem Rückumschlag des Gesamtverzeichnisses der von Heimo Zobernig gestalteten Bücher und Plakate. Der Titel des „Catalogue raisonné“ lautet dieser Forderung entsprechend kurz und aufschlussreich: „Books & Posters“.

Heimo Zobernig, seit 2000 Professor für Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien, gehört zu den bedeutendsten zeitgenössischen österreichischen Künstlern. Zahlreiche Ausstellungen sowie Teilnahmen an der documenta in Kassel und an der Biennale in Venedig zeugen von seiner hohen internationalen Reputation. So ist auch der vorliegende Katalog in Zusammenhang mit einer Ausstellung Zobernigs in der „Malmö Konsthall“ entstanden.

Das Werkverzeichnis beginnt mit einem Plakat, das Zobernig gemeinsam mit Alfons Egger 1980 für das legendäre „Dramatische Zentrum“ in Wien gestaltet hat, als zweites Werk folgt das 1981 entstandene Buch „Apokalypse“. Zu den letzten erfassten Arbeiten im Verzeichnis gehören Plakat und Katalog für Zobernigs Ausstellung im „Kunsthaus Bregenz“ aus dem Jahr 2015 sowie eine Plakat-Kooperation mit zwei weiteren Künstlern aus demselben Jahr.

Das Buch wird so zu einer informativen Chronologie zum Schaffen von Heimo Zobernig, denn sehr häufig handelt es sich bei den Plakaten eben um Ankündigungen seiner Ausstellungen und bei den Buchgestaltungen um die entsprechenden Kataloge dazu. Doch über den „Eigenbedarf“ hinaus gestaltete Zobernig auch Plakate für renommierte Kunstinstitutionen, wie etwa das Eröffnungsplakat für die mittlerweile legendäre „EA-Generali Foundation“ aus dem Jahr 1995. Eine besondere Aufgabenstellung stellte die Corporate Identity der Wiener Secession dar, die von 1997 bis 2007 in Anwendung war. In diesen zehn Jahren wurden über 100 Kataloge, Briefpapiere, Plakate und Einladungskarten nach dem von Zobernig vorgegebenen visuellen Konzept publiziert.

Die meisten der grafischen Arbeiten von Heimo Zobernig sind – so wie sein künstlerisches Schaffen insgesamt – von einem strengen Reduktionismus bestimmt. Sind große Teile der österreichischen Kunstentwicklung vom Barock bis zum Jugendstil von einem oft ausufernden Sinn für Dekor geprägt, so gab es dazu immer wieder radikale Gegenpositionen nüchternen, klaren Denkens und Gestaltens, wie sie etwa Adolf Loos, Ludwig Wittgenstein, Friedrich Kiesler, Arnold Schönberg oder Karl Kraus vertraten. Heimo Zobernig steht zweifellos in letztgenannter Tradition. Dieser von elitärem Pathos befreite Zugang zur Kunst führt auch dazu, dass sich Zobernig unbefangen mit dem Entwurf von Alltagsobjekten, wie etwa einem Eisenbahnwaggon, der Gestaltung von Innenräumen oder eben auch mit Grafikdesign, beschäftigt. All diesen Aufgaben stellt er sich auf eine unaufdringliche und subtile Art, die Anja Dorn in ihrem Katalogtext folgendermaßen charakterisiert: „Zobernig approaches his books as he does the architecture of an exhibition space. He demonstrates how they function by making visible their materiality and the rules and codes governing their design, commenting upon them by means of minimal shifts and deliberate corrections.”

Baldon, Diana – Moritz Küng (Ed.): Heimo Zobernig – Books & Posters. Catalogue raisonné 1980–2015, Köln 2016.