Anti-Atom-Bewegung: „Strahlende Plakate“

Cover: „Herr Schmidtmueller“

Genau ein Jahr nach dem durch ein Erdbeben ausgelösten schrecklichen Unfall im japanischen Atomreaktor Fukushima am 11. März 2011 scheint die Welt und besonders die Nuklearindustrie zur Tagesordnung übergegangen zu sein. Unter dem Motto „Bei uns gibt es keine Erdbeben“ versucht man die Ungefährlichkeit von Atomreaktoren zu beweisen, wobei man die Tatsache überspielt, dass die bisherigen Unfälle in dem Bereich ohnehin nichts mit Erdbeben zu tun hatten – diese Technik der Energiegewinnung ist schon für sich gefährlich genug.

Fünf Monate nach der Katastrophe von Fukushima brachte Dirk Bannink das Buch „Strahlende Plakate“ heraus. Das Werk entstand im Auftrag der beiden atomkritischen Umweltorganisationen „World Information Service on Energy (WISE)“ und „Laka Foundation“. Nicht weniger als 600 Plakate aus 43 Ländern dokumentieren in anschaulicher Weise die Geschichte der internationalen Anti-Atombewegung.

Auch Österreich ist in dem Band prominent vertreten, denn hier hatten die atomkritischen Kräfte schon früh einen nachhaltigen Erfolg zu verzeichnen: 1978 wurde aufgrund einer Volksabstimmung das fertig errichtete Kernkraftwerk Zwentendorf nicht in Betrieb genommen. Im selben Jahr kam es mit dem Atomsperrgesetz zum Beschluss, dass in Österreich auch in Hinkunft ohne vorherige Volksabstimmung kein Kernkraftwerk gebaut werden darf. Sechs Plakate dokumentieren diesen engagierten Kampf der umweltbewussten Kräfte, und auch im Kapitel „Export – Wütende Nachbarn“ wird die österreichische Anti-Atomkraft-Bewegung berücksichtigt. Bereits 1979 erschienen Poster mit dem Slogan „Stop für AKW an Österreichs Grenzen“. Die Proteste gegen die nahen Atommeiler im tschechischen Temelin sowie im slowakischen Mochovce sind bis heute ein Grund für Auseinandersetzungen.

Die meisten der Plakate zum Antiatomenergie-Thema sind rasch und anlassbezogen im Zusammenhang mit Protestaktionen entstanden, oft fehlen die Hinweise auf die EntwerferInnen. Eine der Ausnahmen ist, sowohl was die Namensnennung als auch die Qualität der gebotenen Arbeit betrifft, der politisch immer bewusst agierende Grafiker Hansi Linthaler, der mit einer seiner Arbeiten in dem Buch vertreten ist.

Bannink, Dirk: Strahlende Plakate. Eine Sammlung von Plakaten der weltweiten Anti-Atom-Bewegung, Münster 2011.